Heddesheimer Haushalt - Bürgermeister Kessler klotzt zum Abschied

10.02.2022
Heddesheim - Etatentwurf sieht Investitionen für rund 16 Millionen Euro vor / Gemeinderat entscheidet am Donnerstag

Blick in eine Freilufthalle: So könnte auch der Neubau in Heddesheim aussehen, der 2022 entstehen soll. © McArena

Mannheimer Morgen: 10. Februar 2022 | Von Hans-Jürgen Emmerich

Heddesheim. Zum Abschluss will Heddesheims Bürgermeister Michael Kessler nicht kleckern, sondern klotzen. Der letzte Haushalt in seiner Amtszeit sieht Investitionen in Millionenhöhe vor. Knapp 16 Millionen Euro sind selbst für Heddesheim ein Rekord.

„Der Scholz hätte gesagt: Wir holen die Bazooka raus“, formulierte Kessler im „MM“-Interview zum Jahreswechsel. Und die hat – um im Bild zu bleiben – im Magazin jede Menge Munition. Das beginnt mit dem Sportkindergarten, der nach neuesten Schätzungen rund sechs Millionen Euro kosten und bis 2023 bezugsfertig sein wird. Damit zusammen hängt die Freilufthalle, ein überdachtes Sportfeld, das den Vereinen als Ersatz für die wegfallenden Kleinspielfelder dienen soll und auf eine halbe Million Euro kommt.

Dem Anspruch als Sportgemeinde wird Heddesheim durch weitere Projekte gerecht, etwa ein LED-Flutlicht im Stadion (60 000 Euro). Kleinere Arbeiten am Badesee und der Abschluss des zweiten Bauabschnitts beim Umbau des Hallenbads (Sauna- und Umkleidebereich) schlagen zusammen mit rund 300 000 Euro zu Buche.

Ein ganz wichtiges Thema ist laut Kessler die Erweiterung des Gewerbegebiets. Was der Gemeinderat im Januar mit seinem Beschluss eine Runde weitergebracht hat, soll noch im Laufe des Jahres in Angriff genommen werden. Hierfür stehen rund 500 000 Euro im Entwurf des Etats. Für die Ortskernsanierung III sollen 1,6 Millionen Euro fließen.

Auch der Klimaschutz steht hoch im Kurs. 3,5 Millionen Euro sind dafür im Haushalt angesetzt, wie der Bürgermeister zusammengerechnet hat. Dazu zählt unter anderem eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Jugendhauses und vor allem das Nahwärmenetz im Sportzentrum, das allein 2,3 Millionen Euro schluckt. Hinzu kommen hier 400 000 Euro für die Erneuerung des gemeindeeigenen Stromnetzes.

Um die Millionenausgaben zu finanzieren, verwendet die Gemeinde Erlöse aus Grundstücksverkäufen, vor allem im Neubaugebiet „Mitten im Feld II“. Außerdem erwartet sie eine Reihe von Zuschüssen. Trotzdem bleibt eine Lücke von 3,6 Millionen Euro. Um sie zu schließen, verwendet Heddesheim teilweise auch liquide Mittel, geht also – vereinfacht gesprochen – an ihr Sparbuch. Zusätzliche Schulden muss der Kämmerer dagegen nicht machen. Im Gegenteil. Bis 2025 werden sich die liquiden Mittel auf 12,3 Millionen Euro steigern und damit gegenüber 2021 fast verdoppeln. Kessler hinterlässt seinem Nachfolger also auch in dieser Hinsicht ein gut bestelltes Haus.

Mit einer anderen Tradition der Gemeinde könnte der neue Bürgermeister (bislang sind nur männliche Bewerber bekannt) allerdings bald brechen. Denn bisher erfolgt die Beratung des Haushaltsplans in Heddesheim hinter verschlossenen Türen. Was im Detail diskutiert wird, bleibt der Öffentlichkeit verborgen. Zuletzt hatte Edingen-Neckarhausen nach der Amtsübernahme durch Bürgermeister Simon Michler damit aufgeräumt und die Beratung in eine öffentliche Sitzung des Gemeinderats verlegt.

Doch jetzt geht es erst einmal um die Verabschiedung des Entwurfs für 2022. Dass es dafür eine klare Mehrheit gibt, gilt als sicher. Sprecher der vier Fraktionen werden sich inhaltlich dazu äußern. Ob auch der jetzt parteilose Gemeinderat Martin Kemmet spricht, ist offen. Es dürfte aber eine lange Sitzung werden, denn der Haushalt ist nicht der einzige Punkt auf der Tagesordnung.

Bezahlbare Mietwohnungen

Ein weiteres Millionenprojekt, das gar nicht den Etat der Kommune belastet, steht ebenfalls darauf. Es geht um den Bau von rund 70 Sozialwohnungen im zweiten Abschnitt von „Mitten im Feld“. Die Pläne dafür erstellt ein Architekturbüro aus Wien, das mit seinem Konzept bei einem Wettbewerb überzeugt hatte. „Ich bin selbst gespannt“, gesteht Bürgermeister Kessler, der Details der Präsentation auch noch nicht kennt. Schon der asymmetrische Grundriss verspricht ein ungewöhnliches Projekt.

Selbst finanzieren muss die Gemeinde dagegen den Sportkindergarten, der wohl auf nunmehr sechs Millionen Euro kommt. Auch hier werden in der Sitzung neue Einzelheiten vorgestellt, möglicherweise auch schon die Rohbauarbeiten vergeben. Von den ursprünglich interessierten zehn Firmen hatten letztlich aber nur zwei ein Angebot abgegeben. Eine Auswertung wird erst am Abend der Sitzung vorgelegt.

Daneben geht es um mehrere Bauleitplanungen. So will die Gemeinde für Teile des Gewerbegebiets zwischen Edekastraße und Industriestraße eine Veränderungssperre erlassen. Für diesen Teilbereich soll ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, um die unübersichtliche Rechtslage neu zu ordnen. Die Fläche umfasst rund 5,7 Hektar, es existiert zur Zeit ein alter Bebauungsplan aus dem Jahr 1970.

Der Artikel im mannheimer-morgen.de

© Hans-Jürgen Emmerich Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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