Bewegung hinter Lärchenholz

16.02.2022
Heddesheim: Neubau des Sportkindergartens soll Mitte April beginnen / Kosten liegen bei rund sechs Millionen Euro

Eine Fassade aus Lärchenholz wie hier in Bensheim planen die Architekten von Werk.um auch in Heddesheim. © Werk.um Darmstadt

So soll die neue Sport-Kita in Heddesheim aussehen. © Büro Werk.Um, Darmstadt

Mannheimer Morgen: 16. Februar 2022 | Von Hans-Jürgen Emmerich

Die Baupreissteigerungen gehen auch an der Gemeinde Heddesheim nicht spurlos vorüber. Das ist nach den Worten von Bürgermeister Michael Kessler beim Neubau der Sportkita zu spüren. Trotzdem sei die Kostenerhöhung „immer noch überschaubar“, wie er dazu in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats feststellte.

Als der Gebäudeentwurf des Darmstädter Büros Werk.um vor einem halben Jahr vorgestellt wurde, kam er im Rat sehr gut an, wie Hochbauchef Christian Pörsch erinnerte: „Die Planung ist schlüssig, nachvollziehbar und für den Standort gut.“ Das Gebäude werde eingeschossig, was höhere Kosten durch Aufzüge und zweite Rettungswege vermeide.

Alle fünf Gruppenräume hätten jeweils einem Intensivraum, der auch zum Schlafen geeignet sei. Die Bewegungsräume mit Sportboden seien der Aktivbereich, erläuterte Pörsch. Die rund 1200 Quadratmeter Grundfläche nannte er „schon enorm“. Die Fassade werde aus Holzlamellen mit senkrechten Lärchenleisten erstellt. „Das lässt auch von außen erkennen, dass es sich um einen nachhaltigen Holzbau handelt.“ Die Fassade erfordere keine Lasur und keine Pflege. „Die bleibt so, bis sie abfällt“, sagte er unter Gelächter aus den Reihen.

Im Innern gibt es abgehängte Decken, die den Schall schlucken. Die ursprünglich geplante Holzdecke habe man gestrichen, weil sie zu teuer gewesen sei. Stattdessen gibt es nun Akustikplatten aus Holzwolle, die den gleichen Zweck erfüllten. Fast der gesamte Bau wird mit einem Kautschukboden versehen, auch die Toiletten. Das sei „kostengünstig und pflegeleicht“, wie Pörsch erläuterte. Die Innenräume erhalten eine zurückhaltende Farbgestaltung. „Kinder bringen Farbe in die Einrichtung und sollen selbst mitgestalten können“, erläuterte Pörsch.

Man habe insgesamt auf einfache technische Lösungen gesetzt und nur eingebaut, was nötig sei. Die Fußbodenheizung wird an das ebenfalls in diesem Jahr entstehende Nahwärmenetz angeschlossen. Fördermittel durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Höhe von rund 400 000 Euro seien bereits bewilligt, sagte Bürgermeister Kessler auf Nachfrage. Neben einer Dachbegrünung sehen die Pläne auch energiesparende LED-Beleuchtung und einen Glasfaseranschluss vor. Pörschs Fazit: „Das Gebäude ist praktisch, durchdacht, zweckmäßig und nicht langweilig.“

Während es im Juli 2021 nur eine erste Schätzung auf Grundlage der Quadratmeterzahl gab, lag zuletzt eine Kalkulation unter Einbeziehung mehrerer Fachingenieure vor. „Viel genauer, aber leider 250 000 Euro teurer“, wie Pörsch sagte. Doch mit den Kostensteigerungen wollte man sich laut Kessler nicht einfach abfinden. Aus 6,2 Millionen seien innerhalb von zwei Monaten 5,8 Millionen Euro geworden. „Das war sehr intensiv.“ Da würden alle möglichen Dinge kreiert, plauderte der Bürgermeister aus dem Nähkästchen: „Aber man muss die Kirche im Dorf lassen.“ Die Gemeinde müsse „richtig und gut“ bauen aber keine „Ferz“ mitmachen, wie Kessler formulierte. Auf Nachfrage nannte er ein Beispiel: „Man muss laufende Wasserhähne nicht mit dem Computer überwachen.“

Unterdessen haben die vorbereitenden Arbeiten auf dem Gelände bereits begonnen. Der Boden der früheren Kleinspielfelder werde ausgebaut, der Schotter könne wieder verwendet werden, erläuterte Pörsch. Der Baubeginn sei für Mitte April vorgesehen.

Trotz erzielter Einsparungen gibt es laut Kessler keinerlei Einschränkungen bei der Qualität: „Alle Regelwerke werden eingehalten, da können Sie sicher sein.“ SPD-Sprecher Merx kommentierte die Sparbemühungen mit den Worten: „Das ist ein mühsames Geschäft.“

Neuer Sportkindergarten in Heddesheim

  • Die Gemeinde baut den neuen Kindergarten in der Ahornstraße für rund sechs Millionen Euro.

  • Träger wird die aus der TG und dem ASB entstandene Sportgemeinschaft Heddesheim (SG).

  • Der Bau soll im April 2022 beginnen und bis Anfang 2023 abgeschlossen sein.

  • Der Betrieb soll im Frühjahr 2023 beginnen.

  • Der Aufbau der Gruppen erfolgt nach Angaben der Gemeinde bedarfsgerecht, es wird also nicht mit fünf Gruppen gestartet.

  • Die Elternbeiträge werden identisch mit denen der übrigen Kindergärten sein.

„Ein tolles Projekt“

Kessler nannte den Bau „ein tolles Projekt“, das für die Verwaltung aber auch anstrengend sei. Zugleich verwies er auf enorme Kostensteigerungen. Vor fünf, sechs Jahren habe eine Gruppe noch bei 600 000 bis 700 000 Euro gelegen, heute seien es bereits 1,2 Millionen Euro. Trotzdem betonte er: „Wir sind wir froh, dass wir uns das leisten können; notwendig sind die Plätze allemal.“

Jürgen Merx (SPD) lobte das Konzept: „Das ist genau der richtige Ansatz.“ Er begrüßte die Möglichkeit zur Nutzung auch außerhalb der Kindergartenzeiten. Wie Merx hob Rainer Hege (CDU) die erfolgreiche Einsparrunde hervor: „Das hat auch dem Bauamt Leistungen abverlangt.“ Den Holzbau nannte Grünen-Gemeinderat Günther Heinisch nachhaltig. Die Kostenentwicklung solle man aber sehr genau im Auge behalten.

Der Artikel im mannheimer-morgen.de

© Hans-Jürgen Emmerich Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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