„Abschiedsgeschenk“ für Kessler - Heddesheim verabschiedet Etat für 2022

14.02.2022
Heddesheim: Sogar die Grünen stimmen dem Etat für 2022 zu / FDP-Sprecher Simon Jarke würdigt „herausragende Arbeit“

Die vorbereitenden Arbeiten zum Neubau der Sportkita in Heddesheim haben bereits begonnen. ©BILDer: Marcus Schwetasch, Hans-Jürgen Emmerich

Mannheimer Morgen: 14. Februar 2022 | Von Hans-Jürgen Emmerich

Der Haushaltsplan für 2022 ist unter Dach und Fach, Heddesheim kann rund 16 Millionen Euro in eine ganze Reihe von Vorhaben investieren. Der Gemeinderat hat den Etat in seiner jüngsten Sitzung verabschiedet, und zwar einstimmig. Sogar die Grünen stimmten für das Zahlenwerk, was dem scheidenden Bürgermeister Michael Kessler ein Lächeln ins Gesicht zauberte, denn das ist seit Jahren nicht mehr passiert. „Betrachten Sie es als Abschiedsgeschenk“, bemerkte der Grünen-Sprecher Günther Heinisch.

Es ist für Heddesheim der dritte Haushalt in der neuen Systematik der doppelten Buchführung (Doppik) und der zweite unter Corona-Einfluss. „In beiden Bereichen lernen wir noch jeden Tag dazu“, gestand Kessler. Der Etat zeige, dass die Gemeinde solide gewirtschaftet habe. Der Überschuss liege bei mehr als zwei Millionen Euro, und das Investitionsvolumen erreiche mit rund 16 Millionen Euro eine neue Rekordmarke. Es sei schön, dass das alles aus eigenen Mitteln finanziert werden könne.

Laut Kessler kommen 80 Prozent der Einnahmen aus Steuern, die Hebesätze lägen kreisweit an der unteren Grenze. „Die Corona-Delle kommt nicht so wie angesetzt“, stellte der Bürgermeister fest. Bei der Gewerbesteuer gebe es seit 2010 eine deutliche Erhöhung, zeigte er anhand einer Grafik auf und führte das auf die umstrittene Erweiterung des Gewerbegebietes zurück.

CDU: Stark wie noch nie

Rainer Hege (CDU) sprach angesichts der Millionen-Investitionen von dem wohl stärksten Haushalt in der Geschichte der Gemeinde. Die mittelfristige Finanzplanung verheiße eine weiterhin positive Entwicklung. Es habe noch nie eine so lange Phase von steigenden Einnahmen gegeben, sagte der Christdemokrat und mahnte: „Ich will nicht schwarzmalen, aber wir sollten besonnen mit den Mitteln haushalten und vorausschauend wirtschaften.“ Trotz der Defizite wolle man Einrichtungen wie Hallenbad, Freibad und Eisbahn beibehalten: „Das ist auch ein Standortvorteil und macht immer mehr Menschen Lust auf Heddesheim.“ Dies zeigten die Einwohnerzahlen. Wie Kessler führte auch Hege den sprunghaften Anstieg bei der Gewerbesteuer auf die Erweiterung des Gewerbegebietes zurück.

Grüne: Defizite beim Klima

„Das System ist komplexer geworden“, stellte Günther Heinisch mit Blick auf die Doppik fest. Ob diese am Ende wirklich den erwarteten Erkenntnisgewinn bringe, zog er in Zweifel. Dass der neue Kindergarten rund sechs Millionen Euro koste und dies genau die Summe sei, die als Grundstückserlöse aus „Mitten im Feld 2“ im Etat stehen, wertete er als Beweis dafür, „dass sich Neubaugebiete nicht wirklich rechnen, da die Einnahmen durch soziale Folgekosten wieder verzehrt werden“. Ein großer Brocken seien 2,3 Millionen Euro für das Nahwärmenetz: „Unsere Begeisterung wäre größer, wenn die Maßnahme die zwingend notwendige Klimaneutralität aufweisen würde.“ Wie üblich werde in Heddesheim viel gebaut: „Die Zukunft wird zeigen, ob es zu viel war.“

SPD: Solide gewirtschaftet

Jürgen Merx (SPD) würdigte das positive ordentliche Ergebnis und verwies auf einige Sanierungen und Bauprojekte. Das Nahwärmenetz sei ein Leuchtturmprojekt, fand wie die CDU auch der Sozialdemokrat. Besonders hob er die Aufwendungen im Bereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe hervor, die bei rund 4,3 Millionen Euro lägen. Den kommenden beiden Jahren könne man beruhigt entgegensehen. „Durch ein solides Wirtschaften und eine gute Haushaltsführung der Gemeinde in den vergangenen Jahren stellt sich die finanzielle Situation in Heddesheim noch immer in einem guten Licht dar“, erklärte Merx abschließend.

FDP: Sportzentrum 3.0 entsteht

Simon Jarke (FDP) nannte den Etat eindrucksvoll. Der Ergebnishaushalt liege solide im Plus, eine schwarze Null im Finanzhaushalt sei „mit etwas Rückenwind wohl drin“. 2022 werde ein Jahr der Umsetzung und des Abschlusses. Mit dem Hallenbad neige sich ein vor sieben Jahren begonnenes Projekt dem Ende entgegen. Vor 50 Jahren sei mit dem Bau der Nordbadenhalle der Grundstein für das Sportzentrum gelegt, vor 35 Jahren sei es fortgesetzt worden. „Jetzt entsteht das Sportzentrum 3.0“, formulierte Jarke mit Blick auf den Bau der Sportkita und der Freilufthalle als „innovative Sportstätte“. Zur neuen Infrastruktur für Wärme und Strom („mein Lieblingsprojekt“) sagte er: „Das ist Wertschöpfung vor Ort, ein sehr großer Beitrag zur Verminderung von Treibhausgas.“ Abschließend würdigte Jarke die „herausragende Arbeit“ von Michael Kessler: „Es muss viel richtig gemacht worden sein, wenn Heddesheim ein solches Investitionsprogramm aus eigener Kraft schafft.“

© Hans-Jürgen Emmerich © MM/Luca Ottmann

Der Artikel im mannheimer-morgen.de

© Hans-Jürgen Emmerich Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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